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Tellington Körperbänder - so einfach und doch so eine große Unterstützung in meinem Alltag.

 

Es haben bestimmt viele Leute, Bilder von Pferden gesehen, die in bunte Bänder gewickelt sind. Die elastischen Bandagen stammen aus der Tellington TTouch® Methode und werden leicht um verschiedene Körperteile gelegt.  Unter anderen, wirken die Bänder, indem sie das körpereigene Feedbacksystem verstärken. Das Pferd bekommt mehr Körperbewusstsein und hat damit die Möglichkeit seine Bewegungsabläufe zu verändern. Als Pferde Practitioner habe ich die Bänder oft eingesetzt, um dem Pferd eine Idee zu geben wie es seinen Rücken aufwölben kann, oder wie es seine Beine besser koordinieren kann oder um seine Konzentration zu verbessern.

 

Ein Teil dieses Feedback Systems ist die propriozeptive Wahrnehmung oder Eigenempfindung. Rezeptoren sind über den ganzen Körper verteilt, z.B. in den Sehnen, Bändern, Muskeln und Gelenkkapseln. Sie leiten Information u.a. über die Position der verschiedenen Körperteile an das Gehirn weiter. So ist es möglich, dass wir mit geschlossenen Augen die Fingerspitze zu Nase führen können.

 

Besonders interessant finde ich, dass die Propriozeptoren auch Information über das Ausmaß der Spannung in einem Muskel geben. Wenn ich gestresst bin, halte ich mich wie viele andere Menschen gern mal fest. Bei mir werden Schulter und Nacken ordentlich verspannt. Wenn mein Tag mit einem Termin nach dem anderen gefüllt ist, dann achte ich weniger auf meinen Körper und merke die Verspannung erst, wenn mein Nacken schon etwas weh tut. Manchmal kann es erst am Tag danach sein. Ich habe herausgefunden, wenn ich ein Schulterband sanft anlege, werden die Schmerzen allmählich weniger, es ist, als ob meine Muskeln langsam schmelzen und weicher werden.

 

Besonders wenn ich Kurse gebe, kommt es oft vor, dass ich viele Stunden auf den Beinen bin. Und da fängt der Bereich um mein Kreuzdarmgelenk zu jammern an. Erste Hilfe schafft eine elastische Bandage, die ich um meinen Beckenrand leicht wickle. Ich vermute in diesen beiden Fällen, dass die Bänder die Signale von den Rezeptoren in den Muskeln verstärken und meinen Körper aufmerksam machen, dass zu viel Spannung für zu lange Zeit aufgebaut wurde.

 

TTouches® hätten wahrscheinlich ein tieferwirkenden Effekt aber meistens habe ich dann gerade keine Zeit. Und weil ich bin, wie ich bin, gönne ich mir auch nicht die Zeit. Alles andere hat Priorität – Kind, Tiere, Job aber mein eigener Körper, naja.  Einen Körperband hingegen ist schnell angelegt und wirkt während ich noch den Haushalt erledige. Teilweise könnte ich sowieso die verspannten Stellen nicht erreichen, z.B. zwischen den Schulterblättern.

 

Als Mobil Lehrerin und Kursleiterin sitze ich doch viel im Auto. Man sitzt automatisch ein bisschen schief dabei, der rechte Fuß auf dem Gaspedal liegt weiter vorne als der linke. Früher bemerkte ich nach Strecken von zwei, drei Stunden leichte Schmerzen seitlich zwischen meinen linken Rippen. Vermutlich, weil ich links einknickte. Ich fing an, ein sogenanntes Schülerlotse-Band bei längeren Fährten anzulegen. Das wird um den ganzen Rumpf kreuzweise gewickelt und Abracadabra - ich hatte keine Schmerzen mehr.

 

Aber es passierte noch was Wundersames. Ich hatte auf zweispurigen Autobahnen immer ein wenig Platzangst, wenn ich LKWs überholte und hielt dabei manchmal sogar die Luft an. Auf einmal fiel es mir deutlich leichter. Ich kann es nicht wirklich erklären. Vielleicht bekam ich durch die Bänder eine bessere Raumwahrnehmung, vielleicht war es dieses Sicherheitsgefühl, das Babys bekommen, wenn sie mit Tüchern eingewickelt werden. Es ist gut dokumentiert, dass Pferde weniger schreckhaft sind, wenn sie mit Körperbändern umwickelt sind. Jetzt habe ich es am eigenen Leib gespürt. Ich weiß, es lag an dem Körperband, weil ich am Anfang ein paar Mal nach einer Toilettenpause vergaß, es wieder anzulegen. (Man wird doch sehr schief angeschaut, wenn man eingewickelt durch eine Raststation marschiert!) Sofort fand ich die Enge auf der Straße wieder etwas bedrohlicher. Jetzt hingegen, circa ein Jahr nachdem ich mit diesem Experiment anfing, brauche ich die Bänder kaum mehr.  Mein Körper hat anscheinend dieses Gefühl gespeichert. Nur wenn ich sehr müde oder die Strecke sehr lange ist, hole ich mir noch Unterstützung von einem Körperband.

 

Warum Körperbänder, die so leicht angelegt sind, wirken, wissen wir nicht. Schließlich tragen wir als Menschen Gewand, das auch am Körper anliegt. Aber wirken tun sie. Das kann ich aus eigener Erfahrung berichten.