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Was Verhalten mit dem F*** Wort zu tun hat.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Anfang meiner Kurse oder bei der ersten Unterrichtseinheit frage ich für gewöhnlich nach der Motivation der Teilnehmer. Warum haben sie sich entschieden diesen Workshop zu besuchen? Sehr oft wird der Wunsch geäußert, dass ihre Pferde ein unangenehmes Verhalten ablegen sollen. Das könnte z.B. Beißen beim Satteln oder Erschrecken im Gelände sein.

 

 Eine Schülerin rief mich zu Hilfe, weil ihr Pferd sich immer neue Unarten ausdachte, an denen sie arbeiten musste.  Kaum hatte sich das Aufzäumen z.B. verbessert, fing das Pferd an sich beim Anbinden loszureißen usw.

 

Um das zu verstehen ist es wichtig zu erkennen, dass Verhalten eigentlich ein Ausdruck eines Gefühls oder einer Emotion ist.

 

 

Ich erkläre es gern so.

 

 

Als Mensch fluche ich ab und zu. Gelegentlich rutscht mir das F** Wort heraus. Das passiert in verschiedenen Situationen.

 

 

z.B. - Wenn ich mir meinen großen Zeh an einer scharfen Kante anhaue

 

 

- oder wenn in der Nacht jemand plötzlich auftaucht und mich erschreckt

 

 

- oder wenn jemand das letzte Lego Spielzeug im Geschäft vor meiner Nase wegschnappt und mein Sohn es sich unbedingt zu Weihnachten wünscht.

 

 

In jeder dieser Situation zeige ich das gleiche Verhalten – ich benutzte das F*** Wort. Es waren jedoch drei unterschiedliche Gefühle dahinter, einmal Schmerz, einmal Angst und einmal Frust.

 

 

Was würde geschehen, wenn jemand mir dieses Verhalten verbietet. Was wäre, wenn ich 100 € zahlen müsste, jedes Mal, wenn ich F*** sagte? Oder noch schlimmer mir ein Elektroschock verpasst wird.  Ich würde höchstwahrscheinlich aufhören. Den Schmerz, Angst usw. fühle ich aber weiterhin.  Das löst folgende Reaktionen in mir aus.

Ich könnte entweder…

 

 

-         ein anderes Verhalten zeigen. Vielleicht nutze ich mal das Sch*** Wort oder ich haue mit meiner Faust gegen irgendetwas

 

-        

ododer ich äußere meine Gefühle nicht. Ich „fresse“ sie in mich hinein.

 

 

In den obengenannten Beispielen handelte es sich nur um kurze Momente, aber in der Realität halten diese Situationen viel länger an. Denk an einen schlechtpassenden Sattel. Das Pferd spürt den Schmerz während des Reitens eine Stunde lang jeden Tag (und vermutlich auch danach, wenn der Sattel längst wieder in der Sattelkammer ist).

 

Oder denke an das Pferd, das Herdenstress erlebt, diesem Stress ist es 24 Stunden ausgesetzt. Wenn ich meine Zähne im Spielzeug-Geschäft kurz zusammenbeiße um nicht zu fluchen, schadet es mir nicht viel, aber wir wissen, dass Gefühle, die über einen längeren Zeitraum unterdrückt werden, zu körperlichen Beschwerden führen.

 

Was hat das für unser Training mit dem Pferd zu bedeuten? Vor allem sollten wir versuchen die Emotion hinter dem Verhalten zu erkennen. Schmerz ist leider eine sehr häufige Ursache und tatsächlich kann man wahre Wunder erleben, wenn Schmerz beseitigt wird. Ich wurde z.B. zu einer Schülerin gerufen, weil ihr Pferd sobald es allein im Viereck stand, extrem schreckhaft und nervös war.  Wir haben nur den unpassenden Sattel ausgetauscht und das Pferd wurde fast zur Schlaftablette. An dem Thema Trennungsangst haben wir nie gearbeitet. Sobald der Schmerz weg war, war das Pferd insgesamt gelassener und fand das Alleinsein nicht so beängstigend.

 

 

Grundsätzlich sollten immer Hufe/Zähne und Rücken (Sattel) überprüft werden.  Es kommt gelegentlich vor, dass Verhaltensmuster trotz beseitigter Ursache bleiben. Deswegen ist ratsam immer einen erfahrenen Trainer zu holen, der das Gesamtbild anschaut und notfalls Unterstützung vom Tierarzt, Sattler usw. zu holen.