Es mag in diesen Zeiten von Veranstaltungsverboten sonderbar erscheinen, einen Kursbericht zu schreiben. Tatsächlich wurde dieser Kurs als Online-Version in englischer Sprache angeboten und ich fing schon im Jänner damit an.
Was brauchen wir in unsicheren Zeiten wir diesen, um seelenruhig zu handeln? Atmung, Erdung und Herz-Kohärenz. Qualitäten, die wir auch brauchen, wenn wir eine harmonische Beziehung zu unseren Pferden aufbauen möchten. Unsere Pferde sind unseren weisesten Lehrer, wenn es um Entschleunigung geht. Auch wenn es jetzt scheint, zumindest in Österreich, als ob wir ein Stückchen Normalität zurückbekommen werden, ist es bestimmt für uns ein Gewinn, wenn wir mehr von diesen Attributen in unseren neuen Alltag integrieren.
Gerade als ich die Nachrichten bekam, dass mein Leben für die nächste Zeit komplett anders ausschauen wird, war ich unglaublich dankbar für die Inhalte von Lucie Klaasens Online-Kurs „The Way to True Connection“. Als Centered Riding Ausbildner und Tellington TTouch Practitioner® waren Themen wie Atmung, Erden, Dankbarkeit und Herz-Kohärenz schon fixe Bestandteile meines Lebens und meines Unterrichts. Jedoch erklärte Lucie sie so anschaulich, dass ich ein noch tieferes Verständnis dafür bekam.
Der Online-Kurs dauerte zehn Wochen und war in sechs Module unterteilt. Während dieser Zeit gab es die Möglichkeit in einer begleitenden Facebook-Gruppe Fragen zu stellen. Jedes Modul besteht aus einigen Videos, PDFs zum Runterladen und Hausaufgaben. Im ersten Teil werden einige Wege gezeigt, wie wir mehr in unseren Körper kommen können, z.B. eine Meditation als Download, wo man seine Gedanken auf seinen Körper und dann auf sein Pferd richtet. Ich fand diese Meditation besonders tröstlich in den Tagen, als ich nicht sicher war, wie oft ich zum Pferd kommen darf, bevor der Zugang für Einsteller geregelt wurde. Es gibt auch ein Download für eine Atem-Übung, die ich noch immer anhöre, während ich mit meinem grasenden Pferd stehe, bevor ich mit ihr arbeite.
Im zweiten Teil wird gezeigt, wie man die Verbindung zum Pferd vertiefen kann, u.a. durch Dankbarkeit und sanfte Berührungen. In den folgenden Modulen nimmt man diese Achtsamkeit in die Bodenarbeit dann mit. Lucie zeigt anhand ihres eigenen Pferdes und eines von einer Schülerin, wie man die Basis-Lektionen der Handarbeit ohne Zwang spielerisch erarbeiten kann. Es werden hier keine Seitengänge oder Piaffen gelehrt, der Fokus liegt mehr auf dem WIE und weniger auf dem WAS.
Warum habe ich mich entschieden diesen Online -Kurs zu absolvieren? Meine Gründe waren vielfältig; zum einen habe ich zwar an kurzen Webinaren teilgenommen, aber nie an einem ausführlichen Online-Kurs und ich war neugierig, wie so was abläuft. Ich suchte auch etwas, das ich mit meinem eigenen Pferd machen konnte. Meine Stute hat mehrere Gesundheitsthemen und findet das Wegfahren stressig, daher will ich nicht mehr mit ihr wegfahren.
Dann war ich auch an der Kursleiterin sehr interessiert. Wie so oft, teilten ab und zu ein paar Facebook-Freunde Beiträge von Lucie Klaasen und ich bin neugierig geworden. Ich googelte dann weiter und fand heraus, dass Lucie wie ich eine Centered Riding Ausbildnerin ist. Noch dazu praktiziert sie die Masterson Methode, eine Körperarbeit, die mit sanften Berührungen ausgeführt wird und mit der ich ein paar Erfahrungen hatte. Lucie praktiziert auch die Akademische Reitweise, eine Reitweise, mit der ich immer wieder durch meine Schülerinnen in Berührung komme, aber mit der ich ein paar offene Fragen habe.
Der Kurs versprach eine bessere Verbindung mit dem Pferd aufzubauen und dann diese verstärkte Verbindung während des Aufbaus von Bodenarbeit-Lektionen zu erhalten. Der Kurs wurde erstmals im Herbst angeboten, aber da ich zu diesem Zeitpunkt weder die Zeit noch die finanziellen Mittel hatte, entschied ich vorerst ihn doch nicht zu machen. Richtig verlockend wurde der Kurs, als ich dann im Dezember die gratis Videos dazu anschaute. Lucie erklärte, dass sie bei der gymnastizierenden Bodenarbeit den Kopf vom Pferd nicht festhielt. Das ist etwas, das mich öfters bei diversen Handarbeits-Methoden stört. Ich begegne in meiner Arbeit immer wieder Pferden, die große Sorgen haben, weil sie eng am Kopf gehalten wurden und quasi in eine „gesunde“ Haltung gezwungen wurden.
Was mich aber wirklich aufhorchen ließ, waren ein paar Sätze von Lucie. Sie redete von der Zwickmühle, in der sich viele Pferdeleute befinden. Sie bauen eine tolle Verbindung mit ihrem Pferd auf, aber wissen nicht, wie sie dann weiterarbeiten, ohne diese Verbindung zu verlieren. Oder sie haben schon einiges mit ihrem Pferd erreicht, aber das Pferd führt die Arbeit mechanisch oder lustlos aus. Genau dieses Thema beschäftigte mich viel zu der Zeit, sowohl in Hinsicht auf mich als auch auf meine Schüler.
Würde ich diesen Kurs empfehlen?
Definitiv. Die absolut wertvollsten Inhalte für mich sind die sehr klaren und gründlichen Hinweise, wie man innerlich zur Ruhe kommen kann. Ein Zustand, von dem nicht nur unsere Pferde profitieren können, sondern vor allem wir.
Mit TTouches habe ich schon ein wundervolles Handwerkszeug, mit dem ich Spannung im Pferd lösen kann. Die Masterson Techniken, die Lucie zeigte, ergänzen sie wunderbar. Ich persönlich würde mit einem fremden Pferd immer noch Bodenarbeit mit den Tellington Führpositionen beginnen. Ich finde, dass sie am Anfang für das Pferd verständlicher und für uns sicherer sind. (Besonders bei ein paar Kandidaten, mit denen ich zu tun habe!) Aber als weiterführende gymnastizierende Arbeit gefällt mir Lucies Art zu arbeiten sehr.
Der Kurs selber ist sehr professionell aufgebaut, super klare Videos, einfaches, verständliches Englisch, ausführliche PDFs und bei Bedarf werden während der Kursdauer alle Fragen beantwortet. Die Videos werden auch länger zur Verfügung gestellt.
Lucie weiß noch nicht, wann sie den Kurs wieder anbieten wird, aber als ich sie um Erlaubnis bat, diesen Bericht zu veröffentlichen, hat sie sehr großzügig den Link zu ihrem gratis E-Book geteilt.
https://trueconnection.lucieklaassen.com/