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Welches Pferd habe ich heute? Oder: Plan B.

Welches Pferd habe ich heute? Oder: Plan B.

 

Ich war jetzt etwas länger im Ausland auf Heimatbesuch. Meine Stute Mira wurde in der Zeit bestens betreut. Ich hatte sie am ersten Tag nach meiner Rückreise begrüßt und betüdelt und nun wollte ich vom Boden aus sehen, wie sie läuft, bevor ich mich raufsetze.

 

Aus vielerlei Gründen bin ich nicht mehr der größte Fan von Roundpens, aber meine einäugige Stute tut sich tatsächlich oft leichter mit einer festen Begrenzung. Deshalb entschied ich mich, hier unsere Einheit zu absolvieren. Jetzt, liebe Leser, solltet ihr wissen, dass neuerdings eine Plane als Schattenspender auf einer Seite des Roundpens hängt. Mira hat normalerweise kein Problem mit Planen, aber an diesem Tag war diese hier ihr ziemlich suspekt. Miras Körperhaltung ist nicht sehr auffällig, wenn sie misstrauisch ist. Im Gegenteil schaut sie sogar recht hübsch aus, ihre gespitzten Ohren und ihr angehobener Kopf bringen ihren schönen Hals und ihre wallende, blonde Mähne gut zur Geltung. Trotzdem ist sie unfähig, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren.

 

Ich war nah dran, ziemlich frustriert zu sein. Es war doch nur der Roundpen, in dem wir viele Einheiten entspannt trainiert hatten! Wenn man frustriert ist, ist es sehr leicht, zu viel Druck auszuüben. Ich atmete tief aus und schaffte es, die Situation etwas neutraler zu beobachten. Ich gab ihr etwas Zeit, machte einfache Schrittübungen an der Hand, ohne ihren Kopf festzuhalten. Ganze zwanzig Minuten dauerte es, bis Mira auf einmal schnaufte, sich in den Sand legte und wälzte. Zweimal. Wenn Mira sich wälzt, ist ihre Welt wieder in Ordnung.

 

 

Es war inzwischen ziemlich heiß geworden, also bat ich sie nur zehn Minuten an der Longe im Schritt und Trab zu arbeiten und sie konnte sich dabei „normal“ verhalten. Wir konnten den Roundpen beide mit einem guten Gefühl verlassen. Wir haben nicht so viel gemacht, wie ICH wollte, aber unsere Beziehung ist intakt geblieben!