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Tellington TTouch® Training für das Dressurpferd

Als ich eingeladen wurde, einen zweitägigen Kurs in einem Dressurstall zu geben, machte ich mir wie üblich Gedanken über die Kursinhalte. Welche Techniken der so vielfältigen und umfassenden Tellington TTouch Methode würden den Teilnehmern am nützlichsten sein? Ich entschied mich, mir Inspiration aus Lindas Buch „Dressage mit Mind, Body and Soul“ zu holen. Ein Kapital davon widmet sich der Ausbildungsskala, die häufig als Pyramide dargestellt wird. Normalerweise werden die Eigenschaften Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichten und Versammlung von unten nach oben aufgelistet. Linda fügte noch eine unterste Stufe ein – Gleichgewicht, sowohl das körperliche als auch das emotionale.

 

Ich persönlich fügte noch einen weiteren Bereich hinzu – Fokus. Dieser nahm bei dem Kurs dann tatsächlich viel Raum ein. Verregnete Tage bedeuteten, dass die Pferde nicht so viel auf den Koppeln waren, wie sie es gewöhnt sind. Ein junges Pferd hatte noch nie mit anderen Pferden in der Halle gearbeitet und ein älteres entschied, dass es wohl eine Gelegenheit zum freien Toben ist, wenn es nicht in der Halle geritten wird. Kombiniere das alles und man hat eine recht explosive Stimmung. Nachdem wir die Gruppenzusammensetzung etwas verändert hatten, haben verschiedene Techniken (u.a. das Kopfband, das Labyrinth, das Abstreichen und das Führen mit der Tellington Gerte) trotzdem ihre Magie gewirkt.

 

Der Kurs war gut besucht und nicht nur S-Dressur Pferde waren anwesend, sondern auch ein Welsh-Pony, ein junger Noriker Wallach und eine Haflinger Stute. Die Besitzerin der Stute bezeichnete sich als Exotin, weil sie mit ihrem Pferd eigentlich nur im Wald spazieren reitet. So viele Pferde brachten auch wirklich viele verschiedene Themen mit. 

 

Selbsthaltung ist der heilige Gral des Dressurreiters und der Tellington-Lernparcours und die verschiedenen Führpositionen ermöglichten es den Pferden, ihre eigene Balance zu finden. Zum Beispiel gaben wir einem handlastigen Pferd mit den bewussten Schritten der Führübung Cha-Cha eine Idee davon, wie es seinen Körper organisieren kann, um sein Gewicht weiter nach hinten zu verlagern.

 

TTouches wie Rippen lösen, Schulter lösen und Hals schaukeln wurden auch geübt, um mehr Losgelassenheit zu fördern. Um einem Pferd mit Gurtzwang zu helfen, übte die Besitzerin Bauchheben und Lecken der Kuhzunge TTouches.

 

Tellington-Körperbänder förderten die Verbindung und das Geraderichten.

 

Und es gab noch so viel mehr! (Für mehr Anregungen schau auf unsere Pyramide im letzten Foto.)

 

Es gab also viele Highlights bei diesem Kurs, aber für mich sticht dieses heraus:

Die Haflinger Stute hatte eine schwere Krankheitsgeschichte, u.a. litt sie in der Vergangenheit unter äußerst schmerzhafter Hufrehe. Ihre Besitzerin stellte sie mir lachend als „Monster“ vor, weil sie normalerweise alle Pferde in ihrer Nähe vehement bedroht. Schon am ersten Tag konnte ihre liebevolle Besitzerin aber eine positive Veränderung bewirken, indem wir sie zwischen zwei Stangen stellten und sie mit der Gerte abstrichen. Ich vermute, die Stute hatte durch ihren Leidensweg das Gespür für ihren Körper und ihre Grenzen verloren und fühlte sich bedroht, sobald ein anderes Pferd auch nur in der Nähe war. Das Anlegen eines Körperbandes brachte so viel, dass die Stute am nächsten Tag ruhig in einer Gruppe mit zwei anderen Pferden in den Tellington Parcours geführt werden konnte. Mein Herz ging dann richtig auf, als die Stute am Nachmittag wahres Vertrauen in ihre Besitzerin bewies und sich mitten in der Gruppe den entspannenden TTouches völlig hingab.

 

 

Und am Ende waren es, wie immer, nicht die Techniken, die die größten positiven Veränderungen brachten, sondern das Öffnen von Herzen und Augen, und die Bereitschaft, Herausforderungen mit Verständnis zu begegnen.