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Psychische Immunität

Eines der Bücher, das mich in den letzten Jahren am meisten beeinflusst hat, ist das „Buch der Freude“ von Douglas Abrams. Es besteht aus einer Reihe von Gesprächen mit den beiden großen spirituellen Führern, dem Dalai Lama und Erzbischof Desmond Tutu, die kurz vor dem Tod von Letzterem geführt wurden. Wie man sich denken kann, geht es darum, wie man inmitten der beunruhigenden Ereignisse in der Welt Freude finden kann - ein Thema, das im Jahr 2024 aktueller ist denn je. Das Buch verbindet spirituelle und wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, wie wir Freude in unserem Leben finden können und bespricht verschiedene Hindernisse, die der Freude im Wege stehen, wie z.B. Neid und Sorgen. Noch dazu beschreibt es die acht Säulen der Freude, wie z.B. Mitgefühl und Dankbarkeit, sowie eine Vielzahl von Praktiken, die uns dabei helfen können, mehr Freude in unserem Alltag zu finden.  

 

Mir ist besonders aufgefallen, wie oft der Dalai Lama die Notwendigkeit einer psychischen Immunität betont. Er meint, dass es genauso wichtig ist, sich gesund zu ernähren und regelmäßig Sport zu treiben, um das körperliche Immunsystem zu stärken und sich schnell von eventuellen Infektionen zu erholen, wie die geistige Immunität zu entwickeln, damit wir uns leichter von den Schlägen erholen können, die uns das Leben versetzt. Da ein immer größerer Teil der westlichen Weltbevölkerung unter Burnout leidet, das durch den täglichen Druck in unserer schnelllebigen Welt verursacht wird, hat sich eine ganz neue Forschungsrichtung herausgebildet, um die Fähigkeiten zu definieren, die wir brauchen, um geistig immuner oder - wie es häufiger genannt wird - resilienter zu werden.

 

Auch der Teil unseres Lebens, der unseren geliebten Pferden gewidmet ist, ist anfällig für Belastungen und Sorgen. Krankheiten und Verletzungen, finanzielle Belastungen, Schuldgefühle, nicht genug Zeit für alles zu haben, und das Gefühl, mit unseren Sorgen allein zu sein, können uns erschöpfen. Das Internet ermöglicht uns zwar Zugang zu einer Menge von Wissen, das aber oft überwältigend und widersprüchlich ist und die Pferdewelt in noch mehr Fraktionen gespalten hat, als sie es ohnehin schon war. Das kann dazu führen, dass wir uns ziemlich hilflos und, wie eine gute Freundin von mir sagen würde, „stuck“, also festgefahren fühlen.

 

Wie es der Zufall will (oder auch nicht), ist eine andere gute Freundin und Kollegin von mir, Sigrid Bock, eine zertifizierte Resilienz-Trainerin. Bei einem unserer vielen langen Gespräche in ihrem Stall (begleitet von dem einen oder anderen Prosecco) stellten wir fest, dass Centered Riding® und Tellington TTouch® Training bereits viele Aspekte des Resilienz-Trainings beinhalten. Resilienz-Training ist mittlerweile zu einem Modewort geworden und überall tauchen Trainer und Kurse auf. Viele setzen Pferde ein, um ihre Konzepte zu vermitteln, aber weder meine Kollegin noch ich haben bisher etwas gefunden, das speziell auf die Bedürfnisse von ReiterInnen und PferdebesitzerInnen zugeschnitten war. Aber eines ist sicher: PferdebesitzerInnen brauchen Resilienz. Um ehrlich zu sein, ist es bei uns ja gar keine Frage, ob der nächste Rückschlag kommt, sondern wann - sei es ein Hufabszess, eine neue Verhaltensauffälligkeit, explodierende Futterkosten oder einfach der Wintereinbruch.

 

 

Also haben wir beschlossen, all unsere Kompetenzen zu bündeln und unseren eigenen Workshop zu kreieren. Wir werden in kleinen Gruppen mit und ohne Pferden arbeiten (auf Wunsch wird es auch eine gerittene Einheit geben) und Fähigkeiten vermitteln, welche die „psychische Immunität“ unserer Teilnehmer stärken. Wir werden dabei auch auf die individuellen Herausforderungen eingehen, denen sich unsere Teilnehmer entgegensehen, und sind dabei, ein hilfreiches Arbeitsbuch für den Workshop zu erstellen. Alle Einzelheiten zu unserem ersten Termin werden wir in Kürze bekanntgeben. Ich liebe die Energie, die entsteht, wenn Menschen, die sich in ähnlichen Situationen befinden, zusammenarbeiten!